ROHRBACH-BERG. Heldinnen aus dem Rohrbacher Land haben die Soroptimistinnen heuer erstmals gesucht – und auch gefunden. Anlässlich der 15-Jahr-Feier holten die Clubschwestern drei junge Frauen vor den Vorhang, die ein Vorbild für andere sind.
Zum heurigen Weltfrauentag am 8. März hat der Club Soroptimist International (SI) Rohrbacher Land erstmals den Zukunftspreis „Heldinnen aus dem Rohrbacher Land“ ausgeschrieben. Initiatorin und Clubpräsidentin Christine Winkler-Kirchberger freut sich über das große Echo und betont: „Jede einzelne Bewerbung ist ein Zeichen dafür, wie viele junge Frauen in unserer Region mutig, kompetent und mit großem Herzen ihren Weg gehen. Ich finde, dass alle Heldinnen sind – so viele tolle und beeindruckende Frauen mit ihren unterschiedlichen Bildungswegen und Zugängen. Jede von ihnen hat Vorbildwirkung für andere Mädchen und Frauen und sie alle machen Mut. Mich hat jede einzelne Einreichung sehr gefreut.“
Drei Preisträgerinnen
Es war also keine einfache Aufgabe für die Jurorinnen, die spezielles Augenmerk auf folgende Kriterien gelegt haben: Leistung für Frauen, außergewöhnliche und neue Wege, Mut, regionaler Bezug, regionaler Mehrwert, Minderheiten und Randgruppen unterstützen, Nachhaltigkeit, soziale Kompetenz und Engagement. Drei Preisträgerinnen wurden ausgezeichnet:
Juliana Hain aus Hofkirchen behauptet sich als Steinmetzin und Steinmetztechnikerin in einem männerdominierten Berufsfeld – mit besonderem Erfolg: 2023 wurde sie Vizestaatsmeisterin und im November fährt sie zur Berufs-Europameisterschaft. Daneben ist sie für die Lehrlingsausbildung bei Strasser Steine im Bereich Grab- und Denkmal verantwortlich und im Betriebsrat aktiv, außerdem engagiert sich Juliana ehrenamtlich als Musikerin und Marketenderin.
Lisa Höglinger aus Kleinzell hat einen Queertreff im Bezirk Rohrbach gegründet, um Menschen aller Orientierungen, die nicht dem heteronormativen Bild entsprechen, mehr Platz in der Gesellschaft einzuräumen und sie sichtbar zu machen. Sie erlebt auch in ihrer Arbeit als Gesundheits- und Krankenpflegerin in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, wie wichtig ein sicherer Ort für Begegnungen und Gemeinschaft ist.
Brigitte Pühringer aus Altenfelden gibt mit einem Aufbaulehrgang am Abendgymnasium Linz Menschen, die neu in unser Land kommen und oft mit Sprachbarrieren konfrontiert sind, eine Chance auf einen Schulabschluss und eröffnet ihnen damit neue Perspektiven. Das Bildungsprojekt, das die Pädagogin gemeinsam mit Kollegen realisiert hat, gibt eine Chance auf Chancengleichheit.
15-jähriges Bestehen gefeiert
Die Auszeichnung der Heldinnen erfolgte bei der Jubiläumsfeier am Sonntag, 29. Juni, im Stift Schlägl. Der Club Soroptimist International (SI) Rohrbacher Land wurde vor 15 Jahren gegründet – mit dem Ziel und dem Auftrag, das Leben von Frauen und Mädchen spürbar besser zu machen. Seither initiieren die Soroptimistinnen verschiedenste Projekte und helfen in akuten Notsituationen. Um den Spendentopf zu füllen, werden regelmäßig Veranstaltungen organisiert.
Der ganze stimmungsvolle Festakt im Stift Schlägl drehte sich um die Stärkung von Frauen. Als Rednerinnen waren Gabriele Kössler und Michaela Keplinger-Mitterlehner mit dabei, ebenso blickten viele Ehrengäste mit den Soroptimistinnen auf 15 aktive und erfüllte Jahre zum Wohl von Frauen und Mädchen zurück.
Laudatio Juliana Hain
(von Soroptimistin Karin Grad): „Die Kombination aus Kreativität und Handwerk haben mich von Anfang an begeistert und ich konnte andere Mädchen und Frauen motivieren und ihnen Mut machen, sich gegen den Strom zu bewegen.“ So beschreibt Preisträgerin Juliana Hain ihre Beweggründe für ihre Entscheidung, in einem typisch männerdominierten Berufsfeld, als Steinmetzin und Steinmetztechnikerin, bei Strasser Steine die Lehre zu machen. Sie hat diese beiden Lehren mit ausgezeichnetem Erfolg abgeschlossen und parallel auch Lehre mit Matura gemeistert. Mittlerweile ist sie als Lehrlingsausbildnerin für die gesamte Lehrlingsausbildung bei Strasser Steine im Bereich Grab- und Denkmal verantwortlich und auch im Betriebsrat aktiv. Beim österreichischen Berufswettbewerb im Bereich Grab- und Denkmal wurde sie 2023 Vizestaatsmeisterin.
Aber nicht nur beruflich ist Juliane Hain sehr umtriebig, auch in ihrer Freizeit engagiert sie sich, als Gitarrenlehrerin, als Bandmitglied in „Viva la Klang“ sowie als Marketenderin.
Durch ihre Begeisterungsfähigkeit, Zielstrebigkeit und Mut ist Juliana Hain ein Vorbild für junge Mädchen und Frauen. Es ist eben „noch nicht in Stein gemeißelt“, dass junge Frauen auch in typisch männlichen Berufen erfolgreich sein können. Sie trägt ihren Teil dazu bei.
Für die Teilnahme an den europäischen Berufswettbewerben im November in Salzburg, wo Sie Österreich vertreten, sowie für die berufliche und private Zukunft wünschen wir das Allerbeste.
Laudatio Lisa Höglinger
(von Soroptimistin Evelyn Haselmayr): Lisa Höglinger gründete den ersten Queertreff in Rohrbach, um im Bezirk mehr Sichtbarkeit für queere Personen zu schaffen. In Eigeninitiative wurden im Jugendzentrum Rohrbach Räumlichkeiten gefunden, fleißig Werbung gemacht und bereits einige Treffen abgehalten, die seither monatlich stattfinden. Das Angebot wird sehr gut angenommen.
Jugendliche, die nicht dem heteronormen Bild entsprechen, werden oftmals mit Diskriminierung, aber auch Stigmatisierung konfrontiert. Umso wichtiger ist es, einen gemeinsamen Raum zu schaffen, in dem ein wertschätzendes Miteinander möglich ist.
In ihrem beruflichen Umfeld ist Lisa Höglinger in der Begleitung von Jugendlichen hautnah mit den psychischen Belastungen und oft auch weitreichenden Konsequenzen während dieser Identitätsfindung konfrontiert. Mit der Initiative ihres Projekts hat sie gehandelt und bei weitem nicht nur Dienst nach Vorschrift gemacht.
Durch die zunehmend verschärfte politische Lage in verschiedenen Ländern und die oft damit verbundene Diskriminierung von LGBTQIA* Menschen ist es auch für uns Soroptimistinnen ein Anliegen Position zu beziehen, das Thema in den Vordergrund zu rücken und Lisa als Initiatorin des Queer-Treffs auszuzeichnen.
Laudatio Brigitte Pühringer
(von Soroptimistin Claudia Kneidinger): Mit dem Projekt „Die Chance auf Chancengleichheit“ hat Brigitte Pühringer gemeinsam mit engagierten Kolleginnen und Kollegen im Rahmen eines Aufbaulehrgangs am Abendgymnasium Linz etwas geschaffen, das weit über die Grenzen einer einzelnen Bildungsmaßnahme hinausstrahlt. Und das – man kann es nicht oft genug betonen – auf ehrenamtlicher Basis. Dieses Projekt wurde mit viel Herzblut entwickelt und umgesetzt – für Jugendliche und Erwachsene, für Menschen, die neu in unser Land kommen, so oft mit Sprachbarrieren konfrontiert, aber mit dem tiefen Wunsch, ein Teil dieser Gesellschaft zu werden.
Brigitte Pühringer hat erkannt, dass Integration weit mehr bedeutet als nur das Erlernen der Sprache. Ihr Projekt verbindet Sprachförderung mit einem tiefen Verständnis für unsere gemeinsamen Werte, unsere Kultur und unsere Geschichte. Es schafft Raum für Austausch, Verständnis und das gemeinsame Gestalten einer respektvollen, offenen Zukunft. Besonders beeindruckt hat uns, wie dieses Programm Menschen neue Perspektiven eröffnet: Menschen, die oft keine realistische Chance auf einen Schulabschluss mehr sahen, finden hier neue Hoffnung. Besonders jungen Frauen werden Mut und Möglichkeiten geschenkt. Ein solches Projekt sollte – da sind wir uns einig – in ganz Österreich Schule machen.
Schon in der inklusiven Musikvolksschule in Altenfelden hat Brigitte Pühringer erlebt, wie gemeinsames Lernen inspiriert und prägt. Sie sagt selbst: „Ich habe früh erlebt, wie Bildung Türen öffnet, Perspektiven schafft und Unterschiede überbrücken kann.“
Dieser Gedanke zieht sich wie ein roter Faden durch die Arbeit. Die Überzeugung der Preisträgerin, dass Inklusion, Förderung und Wertschätzung nicht bloß Schlagworte, sondern gelebte Realität sein müssen, berührt und begeistert uns.
Der Aufbaulehrgang ist nicht nur ein Bildungsprojekt – er ist eine Brücke. Eine Brücke zwischen Herkunft und Ankunft, zwischen Isolation und Teilhabe, zwischen Potenzial und Verwirklichung. Für diesen wertvollen Beitrag zu einem verständnisvollen Miteinander – in unseren Gemeinden, in unseren Vereinen, in unserem ganzen Land – danken wir Ihnen von Herzen.